Eigentlich müsste ich, eingehüllt in meinen Schlafsack im Gästezimmer unseres Projekts in Nepal sitzen und mit kalten, klammen Fingern diesen Brief auf dem Laptop schreiben. Leider ist unser geplanter Besuch im Projekt ausgefallen, da unsere Flüge nach Kathmandu gestrichen wurden. So kommt in diesem Jahr unser Jahresbericht aus der warmen Hamburger Wohnung.
Durch häufige Video-Telefonate haben wir mit dem Projekt eine gute Verbindung halten und Entscheidungen zeitnah diskutieren können. Das langjährig aufgebaute Vertrauen hilft dabei sehr.
Das Jahr fing viel versprechend an mit dem erfolgreichen Start unserer Poliklinik (PPC). Das nepalesische Gesundheitsamt hat uns die hohe Qualität der Gesundheitsstation bestätigt und unsere Schule (CDS) war mit 176 Schülern bis Klasse 5 gut besucht. Aber dann kam Corona!
Das vergangene Schuljahr konnte noch Ende März mit dem Abschlussexamen beendet werden. Danach wurden alle Schüler nach Hause geschickt und der Schulbetrieb wurde von Mitte April bis zum 24. November in Nepal ausgesetzt. An Homeschooling ist in den abgelegenen Regionen Nepals, so auch in unserem Dorf, nicht zu denken; es gibt keinerlei Ausrüstung für solche Fälle. Ab Mitte September wurden in der CDS (an den staatlichen Regeln vorbei) Stützkurse in drei getrennten Blöcken pro Tag für die älteren, die mittleren und die jüngsten Schülerinnen und Schüler angeboten.
Über Dina Nath, unseren Kontaktmann in Kathmandu, erfuhren wir von der schwierigen Situation in der Stadt. Viele Menschen verloren im Nu ihren Arbeitsplatz und ihr regelmäßiges Einkommen. Wir haben deshalb über den LIONS Club Lebensmittel als Soforthilfe an besonders betroffene Familien gespendet.
In unserem Dorf hingegen ist die Selbstversorgung ausreichend, so dass keine Unterstützung mit Lebensmitteln nötig ist. Viele Eltern unserer Schulkinder verdienen aber gegenwärtig kein Geld mehr. Früh zeichnete sich ab, dass sie ihre Kinder aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht mehr in die Schule schicken würden. So haben wir in Reaktion auf die Nachrichten aus dem Projekt einen Schutzschirm für die Schule beschlossen.
Wir unterstützen den Schulbetrieb sowohl mit Zuschüssen zu den Lehrergehältern und zu den Unterrichtsmaterialien wie auch mit sonstigen kleinen Hilfen für die Familien. Dadurch werden die Schulkosten für die Eltern deutlich geringer. Und im Einzelfall gibt es weitere Unterstützung, damit die Kinder die Schule besuchen können. Dafür setzen wir jetzt unseren Stipendienfond, den wir seit Jahren ansparen, helfend ein.
Die Schülerinnen und Schüler, die nicht wieder für die CDS angemeldet wurden, gehen nun entweder zur kostenlosen Government-Schule oder besuchen überhaupt keine Schule. An der CDS startete am 25.11., trotz aller widrigen Umstände, der reguläre Unterricht mit immerhin 133 Schülerinnen und Schülern. Aufgrund der geringeren Schülerzahl können die Einnahmen durch die Eltern die Kosten des Lehrbetriebs nicht mehr vollständig decken. So müssen wir die finanziellen Lücken schließen.
Das ist der Grund dafür, dass wir im Gegensatz zu den Vorjahren auch in der Schule alle finanziellen Belange kontrollieren. Um genügend Lehrerinnen und Lehrer zu halten, haben wir ihnen für die Zeit von April bis September das halbe Gehalt bezahlt. Wir konnten sogar den guten Englischlehrer ab September zurückgewinnen, der bereits vor zwei Jahren in der CDS mit guten Ergebnissen unterrichtet hatte.
All unseren Spendern, die uns auch in diesen schweren Zeiten die Treue halten können, sagen wir herzlichen Dank! Wann, wo, wie und ob überhaupt eine Mitgliederversammlung 2021 stattfinden kann, werden wir vielleicht zu Jahresbeginn sagen können. Wir werden Sie informieren.
Ihnen und Ihren Lieben wünschen wir eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.
Bleiben Sie gesund und uns gewogen.
Im Namen des ZuKi-Vorstands
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